Luca Wittig gibt mit seiner Freundin Leonie auf TikTok und Instagram Tipps und Inspirationen für Paare auf Reisen, insbesondere Segelreisen. Im Interview erzählt er, wie er zum Bootfahren kam, welche Scheine er gemacht hat und was er angehenden Skippern rät.

Luca, danke für deine Zeit. Bitte verrate uns doch: Wie kamst du zum Bootfahren?
Luca: Mein Weg zum Bootfahren begann 2008, als ich das erste Mal auf einem Segelboot unterwegs war. Ich war damals 12 Jahre alt und segelte mit meiner Familie, einer Gruppe von sechs Personen, für eine Woche in der Ostsee, genauer von Kiel oder Flensburg aus in Richtung Dänemark. Es war ein unvergessliches Erlebnis! Unser damaliger Skipper, ein echter Seebär, navigierte mit Karte und Kompass, was mich total faszinierte. Ich durfte oft ans Steuer und fühlte mich unglaublich glücklich, als ich die entgegenkommenden Schiffe sah. Dieses Gefühl hat mich geprägt und mir gezeigt, dass ich irgendwann selbst segeln wollte. Leider verlor sich dieser Traum in den folgenden Jahren, bis ich 2021 beschloss, endlich meinen Bootsführerschein zu machen.
Welchen Bootsführerschein hast du zuerst gemacht?
Luca: Ich habe zuerst den Sportbootführerschein See und Binnen (SBF) gemacht. Das Ganze fand während meines Studiums in Hannover statt. Die praktische Ausbildung absolvierte ich bei einer kleinen Bootsschule, die leider nicht die besten Bedingungen bot. Es war ein Ein-Mann-Betrieb und ein riesengroßer Reinfall. Es ist nicht zu vergleichen mit ONWATER, denn was ich hier durch meine Freundin Leonie mitbekommen habe, ist viel professioneller und macht viel Spaß. Nach dem SBF wollte ich unbedingt größere Boote fahren, also entschied ich mich, auch den Pyroschein und den SRC (See-Funkzeugnis) zu machen.
Warum hast du weitere Scheine gemacht?
Luca: Ich merkte schnell, dass der SBF allein für meine Ziele – mehrtägige Segeltörns in verschiedenen Ländern – nicht ausreichen würde. Deshalb habe ich gleich den Pyro- und den Funkschein gemacht. Diese Kombination aus vier Scheinen fand ich sehr sinnvoll, um gut vorbereitet zu sein. Der zusätzliche Aufwand ist nicht groß, aber man hat dadurch viel mehr Möglichkeiten auf dem Wasser. Ich empfehle jedem, auch den Funkschein für Binnen und See zu machen. So kann man größere Boote steuern und hat mehr Freiheiten beim Segeln. Doch dann stellte ich fest, dass ich zwar Boote führen, aber nicht segeln konnte – das war der Grund, warum ich das Ganze ursprünglich begonnen hatte. Daher entschied ich mich, den SKS zu machen, um wirklich segeln zu können und Yachten sicher zu navigieren.
Welcher Schein hat dir am meisten Spaß gemacht?
Luca: Der SKS hat mir definitiv am meisten Spaß gemacht! Man sammelt dabei unglaublich viel Erfahrung. Ich habe eine Woche lang intensiv geübt und am Ende genug Seemeilen gesammelt, um die Praxisprüfung abzulegen. Diese Woche war einfach genial! Wir waren ständig unterwegs und haben alles praktisch umgesetzt – vom Mensch über Bord bis hin zu verschiedenen Wenden. Wenn der Wind gut steht und man die Manöver richtig ausführt, macht das unglaublich viel Freude.

Wie lange hast du insgesamt für deine Scheine gebraucht?
Luca: Ich habe 2021 mit dem SBF See angefangen und alle drei Scheine – den Funk- und den Pyroschein – innerhalb weniger Monate absolviert. Den SKS bin ich dann im Jahr darauf angegangen und habe ihn 2022 abgeschlossen. Insgesamt hat es also etwa zwei Jahre gedauert. Ich konnte mir einige Seemeilen von meinem früheren Törn als Zwölfjähriger anrechnen lassen. Für den SKS muss man jedoch 300 Seemeilen nachweisen, was bedeutet, dass man mindestens zwei Wochen auf dem Wasser verbringen sollte. Das sollte man bei der Planung nicht unterschätzen.
In welchen Ländern beziehungsweise Revieren warst du schon unterwegs?
Luca: Mit meinem SKS war ich in Kroatien unterwegs – genauer gesagt im nördlichen Teil sowie in der Mitte Kroatiens bei Split. Letztes Jahr segelte ich als Skipper im Saronischen Golf in Griechenland und nahm viele Inseln, etwa Hydra, mit. Dieses Jahr war ich an der Amalfiküste in Italien unterwegs; wir starteten von Neapel und erkundeten Capri und Ischia entlang der Küste. Bisher habe ich also in Europa diese drei tollen Destinationen bereist.
Wo war es am schönsten und wo war es am herausforderndsten?
Luca: Mein Lieblingsrevier ist definitiv Kroatien! Es bietet die perfekte Kombination aus guten Windverhältnissen und geschützten Buchten mit kristallklarem Wasser sowie einer wunderschönen Natur. Die Marinas sind gut ausgebaut, man bekommt für seine Liegegebühr saubere Sanitäranlagen und eine gute Infrastruktur. Die herausforderndste Erfahrung hatte ich in Griechenland im Saronischen Golf. Dort sind die Windbedingungen ganz anders; der Meltemi kann ziemlich stark blasen! Wenn man der einzige erfahrene Skipper an Bord ist, wird es schnell herausfordernd. Trotzdem fand ich die Tour insgesamt sehr schön – aber Kroatien bleibt mein Favorit.
Dein Tipp für angehende Skipper?
Luca: Mein Tipp ist: Macht nach dem SBF auf jeden Fall den SKS! Und holt euch Hilfe von erfahrenen Skippern. Es reicht nicht aus, nur Boote steuern zu können; man muss auch in der Lage sein, eine Crew zu leiten und für Sicherheit zu sorgen. Das geht nur durch gesammelte Erfahrungen. Schließt euch verschiedenen Crews an und sammelt Seemeilen – dann klappt es auch mit der Weltumsegelung!